Freitag, 25. Februar 2011

Mid Term Report

Hier der versprochene Halbjahresbericht, den ich auch an meine Organisation geschickt habe! (war verpflichtend ;) )

Bevor ich mich auf den Weg nach Südafrika gemacht habe, hatte ich natürlich durch Bücher, Filmmaterialien und Berichten von anderen Südafrikareisenden einige Vorstellungen und Erwartungen, was dieses Auslandsjahr alles an Chancen und Schwierigkeiten zu bieten haben könnte: So habe ich mir Kapstadt zwar sehr kosmopolitisch und schön vorgestellt, allerdings konnte ich mir diese einzigartige Lage bei weitem vorher nicht ausmalen... Ich bin fast täglich aufs Neue fasziniert, was diese Stadt alles zu bieten hat: verschiedene Strände, tolle Berge und Hügel, viele gute Gegenden zum Abends schön ausgehen und viele große Events finden ebenfalls im Laufe eines Jahres hier statt.
Sonst hatte ich aber viel mehr Erwartungen gegenüber mir selbst. Ich wollte viele neue Erfahrungen sammeln und vor allem selbstständiger werden. So versuche ich gemeinsam mit meinen Freunden hier jede Woche etwas Neues auszuprobieren. Darunter Surfen und Reiten und vor allem verschiedene Events wie die Kirstenbosch Summer Concerts und legendäre Locations wie Mzoli’s.
Und natürlich bin ich selbstständiger geworden, keine Frage! Wir mussten uns um ein eigenes Auto kümmern, Urlaube planen und auch im Projekt immer Eigeninitiative zeigen.
Doch selbstverständlich hat nicht alles immer ganz reibungslos funktioniert und gerade am Anfang hat mir ein wenig die Hilfe und Stütze des Volunteer Centers gefehlt, da es sehr schwierig ist, wenn man das erste Mal in seinem Leben auf sich alleine gestellt ist. Auch wurden leider schon einige leere Versprechungen gemacht seitens meiner Organisation, die mich etwas an ihrer Professionalität zweifeln lässt. So wurde mir zB bereits von Anfang an ein Afrikaans-Kurs versprochen, der nie auch nur annähernd zustande gekommen ist. Auch wurden wir im Gegensatz zu anderen Freiwilligen von ICJA nie auf eine Township Tour in das Township Khayelitsha mitgenommen.
Auch muss ich zugeben, dass sich einiges während der ewig langen Vorbereitungsseminare wiederholt hat und ich mich nicht sehr gut auf Südafrika vorbereitet gefühlt habe.
Dennoch find ich es im Nachhinein gut, dass sich ICYE South Africa wenig in mein Leben hier eingemischt hat, da ich dadurch einiges gelernt habe und mir selbst beigebracht habe. Auch war ich sehr positiv überrascht wie flexibel sie teilweise Entscheidungen treffen! So durfte ich zusammen mit Paul, einem anderen Freiwilligen, doch noch in einer Gastfamilie leben anstatt im Projekt, was ich als ganz klaren Vorteil ansehe und sehr zu schätzen weiß.
Und das Projekt, Eros School for Cerebral Palsied in Bridgetown, hinterlässt bei mir auch gemischte Gefühle! Zwar macht mir es extrem Spaß mit den körperlich behinderten Kindern und Schülern mit Lernschwierigkeiten von 5-18 Jahren zu arbeiten, doch fand ich vor allem den Einstieg äußerst schwer. So wurden uns selten Aufgaben zugeteilt, sondern wir mussten uns immer selbst darum kümmern, was wir machen könnten. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan in so einem großen Projekt mit einer derart unübersichtlichen Struktur und Hierarchie. So haben wir wirklich ewig gebraucht uns einzuleben und auch jetzt noch fällt es mir fast täglich aufs Neue schwer mich einzufinden.
Meine Aufgaben umfassen: Lehrerhilfe in verschiedenen Klassen der Primary School, Verwaltungsarbeit vor allem für den Schulpsychologen, Hausmeister, Betreuung einzelner Kinder mit speziellen Bedürfnissen (körperlich behinderte) und Spielpartner für alle Altersstufen. Auch haben wir gelegentlich Projekte, wie die Umgestaltung des Spielplatzes, die wir realisiert haben bzw. noch machen wollen.
Ich selbst sehe mich an der Eros School als eigenständig arbeitenden Unterstützer des Schulalltags! Und die Arbeit ist meistens einfach und nicht sehr anspruchsvoll, dennoch lernt man Eigeninitiative zu zeigen und wie man mit Kindern und Behinderten umgeht; allerdings hat die Arbeit im Prinzip weniger damit zu tun was ich später mal machen will.
Ganz im Gegenteil dazu läuft es in meiner Gastfamilie ausgezeichnet! Sie sind herzlich, teilweise eine Art Elternersatz, verständnisvoll, haben schon viel Erfahrung mit anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt gemacht, sind offen gegenüber anderen Kulturen, es gibt meistens gutes Essen, es handelt sich um eine große, aufgeschlossene Familie und wir besitzen auch ein eigenes Zimmer als Ruckzugsmöglichkeit und haben immer Zugeng zu kostenlosem Internet, wodurch wir prima Kontakt zu Familie und Freunden halten können.
Außerdem habe ich mittlerweile schon ein paar sehr gute Freunde gefunden, die ich nicht mehr missen will. Dazu kommen viele Bekanntschaften nicht nur aus Südafrika, sondern aus der ganzen Welt, denn Kapstadt ist wie gesagt sehr kosmopolitisch! Doch allgemein muss man sagen, dass hier viele Leute kommen aber auch wieder genauso schnell gehen und nur etwa 30% der Bekannten sind wirklich Einheimische! Viele sind sogar Deutsche.
Durch diese Bekanntschaften, mein Projekt, die Gastfamilie und verschiedene Hobbies (Fitnessstudio, Reiten, Strand...) hat sich selbstverständlich ein Alltag ergeben, wodurch die Zeit auch mittlerweile wie im Fluge vergeht.
Und in der Zwischenzeit hab ich einiges (natürlich sehr subjektiv) festgestellt hier in Südafrika. So ist es zB sehr üblich bzw. normal die Leute in die verschiedenen Rassen einzuteilen, ganz im Gegenteil zu wie es in Deutschland ist. Jeder weiß von jedem ob er white, black , colourd etc. ist und es wird auch immer darüber gesprochen. Leider musste ich auch herausfinden, dass hier die Kluft zwischen Arm und Reich gigantisch ist. Ja es leben hier wirklich praktisch zwei Welten dicht an dicht: Von den Townships ist es zB nur eine 15-minütige Autofahrt bis zum schillernden Touristenmagnet der Waterfront.
Mir ist auch aufgefallen, dass der Lebensunterhalt verhältnismäßig teuer ist. Ich meine, die meisten Menschen hier verdienen viel weniger als in Deutschland und dennoch sind die Preise im Supermarkt in etwa die selben. Dafür ist das Ausgehen in Restaurants, Bars und Clubs um einiges günstiger und auch viele Eintrittspreise sind sehr human.
Zu den Bewohnern selbst kann ich sagen, dass mir bisher immer geholfen wurde, wenn ich jemandem um Hilfe gebeten habe. Alle haben mir wirklich immer nach ihren Möglichkeiten geholfen, auch wenn das manchmal bedeutet hat, dass man mir eine völlig falsche Wegbeschreibung gegeben hat. Dennoch, der Wille zu Helfen war da!
Auch meine ich, dass vor allem die „weißen“ Einwohner sehr europäisch bzw. westeuropäisch sind. Was ich damit sagen will ist, dass es hier genau so schwierig ist wie in Deutschland in Kontakt zu treten mit den Leuten, da sie auch eher verschlossen sind und oftmals wenig interessiert an einem wirken. Dennoch ist es auch hier so, dass sobald man jemand näher kennenlernt, man wirklich einen Freund gefunden hat und nicht nur irgend eine oberflächliche Bekanntschaft.
Außerdem gibt es hier extrem viele Arbeitsplätze, von denen wir in Deutschland noch nicht mal gehört haben! So gibt es hier zB Parking Marshalls, die einem beim Ein- und Ausparken helfen oder Einpackhilfen, die dir an der Kasse die gekauften Waren einpacken.
Und das beste ist hier, dass der Sommer richtig gut ist! Es hat in den letzten 3 Monaten so gut wie nicht geregnet und es hat fast jeden Tag einen strahlend blauen Himmel!
Doch natürlich ist hier nicht alles ein einziger Ponyhof. Ziemlich oft werde ich von Heimweh geplagt, weil ich doch einiges an Deutschland vermisse. Doch bisher wurde ich immer gut damit fertig, da ich hier genug Ablenkung finde und mir meinen Freundeskreis aufbaue.
Das andere ist die oftmals sinnlos anmutende Arbeit im Projekt, die mir oft meine komplette Motivation raubt. Doch ich habe schon wenigstens ein bisschen gelernt damit umzugehen und wenn man genug Eigeninitiative beweist, hat man auch anspruchsvollere Aufgaben zu bewältigen.
Zu guter letzt stört mich noch das so schlecht ausgebaute Netz von öffentlichen Transportmitteln. Immer muss man mit dem Auto fahren, egal was man machen will! Ohne Auto wäre es hier für mich sogar völlig unmöglich!
Meine kleinen Erfolge bisher sind, dass ich gelernt habe viel Neues auszuprobieren (was mich echt bereichert), dass viele Kinder an der Schule sich freuen, wenn sie mich sehen, dass ich durch Berichte über mein Projekt in der lokalen Zeitung und der Schülerzeitung Spenden zusammen bekommen habe und natürlich die neu sich immer weiter entwickelnde Selbstständigkeit.
Insgesamt möchte nichts ändern, sondern warte einfach gespannt, was noch alles auf mich zukommt in den nächsten Monaten! Ich würde allerdings gerne noch mehr vom Land sehen und mehr über die verschiedenen Menschen in Kapstadt erfahren; und gerne noch mehr Neues ausprobieren...

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