Dienstag, 5. April 2011

The Otter Trail - 5 Days in the Wilderness


Der Otter Trail ist der bekannteste südafrikanische Wanderweg und verläuft über 42 km entlang der spektakulären Garden Route Küste durch den Tsitsikamma Nationalpark. Die 42 km verteilen sich über 5 Tage und bei den 4 Übernachtungen schläft man in einer der beiden Hütten pro Station, die mit jeweils 6 Betten ausgestattet sind.

Die Lage der einzelnen Stationen ist immer praktisch direkt am Strand mit fantastischem Ausblick aufs Meer und entfernte Klippen und Flüsse. Die Ausstattung ist natürlich so spartanisch wie möglich gehalten, um ein echtes Naturerlebnis zu garantieren; so hatten wir nur kaltes Wasser und Holz zum Grillen, alles andere mussten wir selbst mit unseren riesen Rucksäcken herumschleppen.
42 km über 5 Tage hört sich nach kurzen Entfernungen an und tatsächlich ist nur ein Abschnitt über 10 km, doch dadurch, dass der Weg immer so nah wie möglich an der Küste verläuft, geht es ständig auf und ab wodurch man pro Tag einige Hundert Höhenmeter rauf und wieder runter gehen muss. Und ja es ist wirklich anstrengend! Beim Hochklettern mit dem ca. 10-15 kg schweren Rucksack auf dem Rücken lief der Schweiß in Strömen und auch die Beine waren jeden Abend schwer wie Blei.
Doch dies alles soll nicht davon ablenken wie schön dieses Abenteuer war!

Mit nur einigen wenigen Vorahnung machten wir uns am Mittwoch, den 30.3.11, auf den Weg zum Storm's River Mouth ca. 6 Autostunden entfernt von Kapstadt am Ende der berühmten Garden Route. Man muss dazu sagen, dass wir erst eine Woche im voraus den Trip gebucht haben und die Bestätigung uns erst einen Tag zuvor erreicht hat, und dass obwohl überall erwähnt wurde, dass man normalerweise bis zu 1 Jahr Wartezeit in Kauf nehmen muss, da der Andrang immens ist. Tatsächlich war dies auch nur einer von 4 Tagen in den nächsten 5 Monaten, an denen wir zu 5. losmarschieren konnten. Also Glück gehabt, denn wie ich erwähnt habe, sind pro Station nur 12 Betten zur Verfügung, also können täglich nur 12 motivierte Wanderer loslaufen.


Jedenfalls konnten wir dann gegen 16 Uhr als letzte Gruppe an diesem Tag unsere Wanderung beginnen. Leider spielte das Wetter die ersten 3 Tage, wie so oft auf der Garden Route, nicht wirklich mit, also hatten wir verwöhnte Kapstädter seit langem mal wieder einen richtig grauen Himmel über unseren Köpfen mit vereinzeltem Schauerregen.
Doch auch bei schlechtem Wetter war die Landschaft von Anfang an beeindruckend. Wir marschierten grundsätzlich mitten durch den gemäßigten Regenwald oder entlang der steilen Klippenlandschaft. Die Landschaft variierte von Fynbosgewächsen bis dichtem Regenwalddickicht und die Strände waren meistens Felsenstrände aber gelegentlich waren auch Sandstrände vorzufinden.


Natürlich waren wir von Anfang an äußerst motiviert und haben die ersten Strapazen mit Bravour gemeistert. Allerdings war der erste Abschnitt mit 4.8 km auch mit Abstand der kürzeste und hat uns somit "nur" auf die nächsten Tage eingestimmt.
Und auch schon am ersten Tag waren wir froh in der Station angekommen zu sein und haben erstmal ein Feuer gemacht und schön gegrillt. Am ersten Abend gab es auch noch ein richtig leckeres Essen: Bratwurst, gegrillte Paprika, Maisnudeln mit Chakalaka-Sauce und Maiskörnern - fantastisch!
Kurz danach sind wir auch schon gegen 22 Uhr in unsere Betten gefallen und haben eine gute Nacht verbracht - wie immer während des Trips begleitet vom beruhigenden Rauschen des Meeres.

Tagsdrauf sind wir gegen 10 Uhr als letzte los und hatten eine 4-stündige Wanderung vor uns (8 km). Mit etlichen gemütlichen Pausen haben wir dafür 6 Stunden gebraucht und es war schon deutlich anstrengender als am ersten Tag.

Unser Lunch haben wir an einem Bach zu uns genommen, wo wir dann auch das erste Mal schwimmen waren und sogar die Strömung des Meeres spüren konnten. Unser Lunch bestand übrigens immer aus entweder Brot oder an den letzten beiden Tagen Crackern mit Peanutbutter und Honig. Dazu gab es Snacks wie getrocknete Früchte und natürlich Biltong (getrocknetes Fleisch).
Gestärkt ging es dann weiter in Richtung zweiter Hütte. Doch nicht selten mussten wir steile Hänge hinauf kraxeln und waren hinterher ziemlich geschafft. Doch die Ausblicke von oben waren natürlich immer die besten!
Endlich angekommen an der Hütte, dieses Mal auch etwas früher, sodass wir nicht in der Dunkelheit essen mussten, haben wir erstmal wieder ein Feuer gemacht. Dieses Mal gab es wie fast jeden weiteren Tag Pasta mit irgendeiner Tütensauce von Knorr. Nicht das gesündeste, aber nicht so schwer zu transportieren.
Sobald die Dunkelheit einbrach, haben wir uns dann alle gemeinsam um das Lagerfeuer versammelt und uns mit den anderen Wanderern, die alle direkt oder indirekt aus Kapstadt kamen unterhalten. Wie immer waren auch dies 6 sehr nette Südafrikaner, die uns noch in den nächsten Tagen helfen würden auf gute südafrikanische Art.

Am nächsten Morgen haben wir noch einmal die Aussicht von unserer Hütte aus genießen können und doch tatsächlich noch einen Otter entdeckt, der im Meer herumplanschte und sehr zutraulich war.

An diesem Tag machten wir uns um 9 Uhr auf dem Weg, und im Gegensatz zum vorherigen Tag haben wir die kompletten 8 km in weniger als 4h gemeistert. Das war auch meiner Meinung nach der anstrengendste Tag und wir mussten kurz vor Ankunft im nächsten Camp den ersten größeren Fluss überqueren, den Lottering River. waren dort bei Mid Tide (also genau zwischen Ebbe und Flut) und konnten deshalb gerade noch durch das Hüfthohe Wasser waten. Dort kam uns zum ersten Mal die Hilfsbereitschaft der Südafrikaner zu Gute, da sie uns ihre Survival Bags (wasserdichte Hüllen für die Rucksäcke) geliehen haben.
Diese Hütte direkt an der Flussmündung zum offenen Meer hat wie jeden Tag die vorherige Lage übertrumpft. Und gegen Abend hat sich auch endlich die Sonne zumindest teilweise blicken lassen.



Doch dann mussten wir auch früh ins Bett, da uns am nächsten Tag eine 14 km Wanderung bevorstand und wir den gefährlichsten Fluss des Trips überqueren mussten. Dies wird empfohlen nur bei Ebbe zu machen, da die Strömung sonst zu stark würde und dort wirklich schon Menschen ums Leben kamen.
Gut, Ebbe war um 9.30 Uhr und der Fluss 10 km vom Camp entfernt. Sprich wir mussten um 4.30 Uhr mitten in der Nacht aufstehen und uns mit Taschenlampen auf den Weg machen. Der Sternenhimmel war einzigartig... mindestens so schön wie in Namibia und die Milchstraße war wieder deutlich zu erkennen.
Gemessen am Wetter, war dieser Tag der schönste und so wurde der Sonnenaufgang zu einem echten Erlebnis.
Glücklicherweise waren die 10 km lang nicht so anstrengend wie an den Tagen zuvor und Mira und ich haben fast die komplette Zeit geredet, wodurch der Morgen wie im Fluge vorüber ging.
Diese Schilder zeigten uns übrigens immer unsere Erfolge!
Pünktlich zur Ebbe waren wir dann am berühmten Bloukransriver angekommen. Eine gigantische Flussmündung und anfangs hat man noch schön erkennen können, wie sich das vom Tanin der Bäume braungefärbte Flusswasser mit dem Meereswasser mischt. Doch sobald die Flut kam war das komplette Delta ein einziges Meer. Die Wellen waren gigantisch und die Strömung wirklich stark.
Doch Gott sei Dank konnten wir den Fluss bei Ebbe überqueren, wobei uns wieder die Südafrikaner mit ihren Survival Bags ausgeholfen haben. Das Wasser war teilweise Brusttief also war auch schwimmen mit den Bags angesagt.

Auf der anderen Seite haben wir uns erstmal eine 3-stündige Pause gegönnt, in der wir uns gesonnt haben und ab und an eine Erfrischung im Meer/Fluss genommen haben. Das Wasser hatte wirklich die optimale Temperatur.
Die letzten 4 km seien bestimmt ein Klacks, dachten wir noch vor unserer Weiterreise. Doch Pustekuchen! Die waren die anstrengendsten des kompletten Tages und wieder ging es schnurstracks den Hügel hinauf und auch wieder hinunter.
Und das 4. und letzte Camp hat wirklich noch einmal alle anderen übertrumpft! Wir sind aus dem Träumen nicht mehr heraus gekommen.


Natürlich sind wir deshalb den letzten Tag sehr gemütlich angegangen um das alles noch einmal richtig genießen zu können.
Die letzte Wanderung war nur etwa 6.8 km lang und erfreulicherweise nicht so strapaziös wie an den Tagen zuvor.


Das Wetter hat auch wieder mitgespielt und so konnten wir die Aussicht vom meistens auf dem Plateau der Klippen verlaufenden Weg aus genießen



Als wir dann endlich den Strand von Nature Valley, das Ende des Otter Trails erblicken konnten, waren wir natürlich froh, dass wir die Strapazen überstanden haben, aber gleichzeitig auch sehr wehmütig, weil damit eine schöne Zeit mal wieder vorüber war.
Entlang des Strandes haben wir dann die ersten Menschen seit 5 Tagen gesehen. Und die Zivilisation hat uns schnell wieder eingeholt, als wir kurz darauf in dem kleinen Dorf angekommen sind und uns Autos entgegen kamen.
Als Belohnung für alle Anstrengungen der letzten 5 Tage sind wir erstmal zum 2km entfernten Restaurant marschiert und haben uns ein Hunter's (Cider) und ein gutes Mittagessen gegönnt.
Natürlich waren wir stolz, den Otter Trail erfolgreich absolviert zu haben!